“Siedlung“ (2007)
Der Jugendtreff, in dem ich arbeite, befindet sich in einer Hochhaussiedlung am Rande von Leverkusen. Die Jugendlichen, die den Treff besuchen, kommen zum großen Teil aus unterprivilegierten Migrantenfamilien. Sie leben im Spannungsverhältnis zwischen der Kultur ihres Elternhauses und den Ansprüchen der deutschen Gesellschaft.
Was fehlt, ist Vertrauen: Vertrauen in die oftmals religiös definierten Werte der Eltern einerseits, Vertrauen in die Werte der deutschen Gesellschaft und des deutschen Bildungssystems andererseits, und vor allem: Vertrauen in sich selbst. Gerade der Mangel an Selbstvertrauen führt zur Einübung von Posen: Rapperklischees, stereotypes Halbstarken- und Ghettogebaren.
Natürlich gibt es auch Gesichter hinter diesen Posen. Es war mein fotografisches Anliegen, an diese Gesichter zu kommen. Da ich viele der Jugendlichen schon lange kenne, konnte ich im Laufe der Jahre eine Art Vertrauensverhältnis zu ihnen aufbauen. Weshalb sie mir gegenüber vor der Kamera nichts beweisen mussten. Sie konnten locker lassen. Diese Fotos zeigen keine Posen, keine aufgesetzten Wunschbilder. Sie zeigen einfach nur die Menschen.
Kontrastiert werden die Portraits mit Bildern aus der Siedlung, dem Lebensumfeld der Jugendlichen. Auch wenn diese Aufnahmen eine offensichtliche Tristesse abbilden, so bleiben sie nüchtern und verstehen sich nicht als Fingerzeig: Auch ein tristes Umfeld kann Heimat und Bezugsraum sein. Seine Bewohner füllen es mit Leben.