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Claus Stolz
Solitär
18/11 – 18/12/2016
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Eröffnung: Freitag, 18. November 2016 ab 20 Uhr
BILDER VON DER ERÖFFNUNG HIER KLICKEN
Das Künstlergespräch zur Eröffnung führt Damian Zimmermann
Live-Musik von Mythos Amerika in “Blessings of Liberty”
Licht – das liegt in der Natur der Sache – ist der wichtigste Faktor, um eine Fotografie herzustellen, denn ohne thermische oder nicht-thermische Strahlen kann auch kein Foto entstehen – in der Regel hält der analoge Film oder der Sensor einer Digitalkamera die von den fotografierten Objekten reflektierten elektromagnetischen Wellen auf. Doch wenn Claus Stolz (geboren 1963) fotografiert, will er die gesamte Kraft der Sonne für seine Bilder nutzen. Wobei: Fotografieren kann man das, was der gebürtige Mannheimer macht, eigentlich nicht nennen. Zwar benutzt er analoge Filme, eine Kamera und sehr viel Licht für seine Bilder – aber sein Ziel ist nicht die Fixierung eines Moments und die Belichtung seines Filmmaterials, sondern nichts weniger als dessen Zerstörung durch eben diesen Moment. Denn Claus Stolz’ (Ab)bilder sind keine Fotografien im herkömmlichen Sinne, sondern zeigen das, was übrig bleibt, wenn sich die Sonne bei einer Langzeitbelichtung im wahrsten Sinne des Wortes in das Negativ einbrennt: Sie erschafft ein Bild, ein Unikat, indem sie es durch Licht und Wärme zerstört.
Die Ergebnisse nennt Stolz Heliografien (also Zeichnungen der Sonne) und sie sind nahezu vollkommen abstrakt und lassen nur erahnen, was dort eigentlich genau passiert ist. Sie erinnern genauso an Mikroskop- wie an Teleskopaufnahmen, sie können genauso stark vergrößerte Zellen oder Insektenaugen wie Lichtjahre entfernte explodierende Sonnen oder Galaxien sein. Mal sind sie bunt wie ein Kaleidoskop, dann wieder einfarbig mit zahlreichen kleinen Bläschen wie bei einer Zellteilung. Mal sehen sie aus wie wahre Schmuckstücke, dann wie die Computertomografie eines menschlichen Kopfes.
All diese Erscheinungen hängen von der Intensität des Lichts, aber auch vom verwendeten Filmmaterial ab: Stolz nutzt Planfilm, also einzelne Negative, die er als Blätter in seiner robusten Mittelformatkamera verwendet und das Material für mehrere Sekunden, Minuten oder auch Stunden belichtet. Die Linse ist dabei genau auf die Sonne gerichtet bis es zu schmoren, schwelen und brennen beginnt. Es sei nicht nur ein mal vorgekommen, dass er sich dabei eine Kamera ruiniert habe, so Stolz. Kodak-Filme würden übrigens gelber brennen als Fujifilme, Agfa erzeuge hingegen Blautöne, der Schwarzweiß-Diafilm bringt allerdings feinste Grautöne mit Nuancen von Gold hevor während Ilford zu Braun neige.
Es gibt aber auch die Aufnahmen, in denen der Sonnenverlauf klar nachvollziehbar wird, weil es einen langgezogenen Licht- und Brandstreifen, vielleicht sogar unterbrochen von Wolken, die sich zwischenzeitlich vor die Sonne geschoben haben, auf dem Negativ gibt. Sie entstehen bei Belichtungen (oder sollte man hier besser von „Verbrennungen“ reden?) länger als 30 Sekunden. Mit dieser Vorgehensweise gehört Stolz eindeutig in die Kategorie der „konkreten Fotografie“ – wobei „radikale Fotografie“ sicher der passendere Begriff wäre.
Damian Zimmermann
ÖFFNUNGSZEITEN: jeden Sonntag 16-18 Uhr sowie nach Vereinbarung | FINISSAGE: Sonntag, den 18. Dezember, 16-18 Uhr
www.clausstolz.de | www.damianzimmermann.de
Mythos America
Blessings of Liberty
MYTHOS AMERIKA is based in Cologne and plays a number of instruments simultaneously using his hands, feet, limbs, and various electronic contraptions. His music is both emotionally involving and clinically aloof. His lyrics comment on common aspects of everyday life as well as bizarre phenomena of twenty-first century (cyber-)culture. He approaches the myths underlying contemporary culture with a style both playful and serious, respectful and iconoclastic. As a matter of principle, he’d like to take a stand, but refuses to choose sides.
Live-Musik im Rahmen von WIR HABEN GÄSTE ab ca. 21 Uhr, Performance circa 30 Minuten
Der Fotoraum Köln e.V. ist Atelier und Ausstellungsplattform zugleich. Ob Dokumentarfotografie, Fotojournalismus oder Landscape, experimentelle, inszenierte oder konzeptionelle Fotografie: In der interdisziplinären Ausstellungsreihe „Wir haben Gäste” stellt der Fotoraum Köln e.V. internationale Gegenwartsfotografie vor und konfrontiert sie mit Musik, Performance oder Bewegtbildern.
Pressekontakt: presse@fotoraum-koeln.de | Rosanna D’Ortona, Bernadette Jansen